Qualität zu keinem Preis

Gestern habe ich meinen wöchentlichen Lebensmitteleinkauf erledigt. Beim Einkauf achte ich auf den Preis, die Herkunft und die Produktionsweise der Lebensmittel. 37€ und 20 Minuten später kam ich also vollbepackt aus dem Geschäft und war sehr zufrieden mit meiner Beute. Die Biokartoffeln sind im Angebot gewesen und ich konnte der Versuchung der Schokolade widerstehen. Also alles gut gegangen.

Salat im eigenen Glashaus

Es war kühl geworden die letzten Tage und ich hatte neben den Kartoffeln auch billige Birnen erstanden. Zwar nicht in Bio-Qualität aber aus Europa, also fast regional. Birnenkompott selbst herzustellen war in den letzten Sommern immer die letzte Tat bevor der Herbst sich vollständig ausbreitete. Doch was war das für eine Arbeit. Die Birnen pflücken, putzen, schälen, einkochen usw. Da war ich schon einen ganzen Tag gut beschäftigt. Doch da die Zeit ein rares Gut ist habe ich diese Tätigkeiten ausgelagert und kaufe mir das Birnenkompott schnell und einfach. Wenn ich da nachrechne wie viel Zeit ich mir spare, wenn ich das Kompott nicht selbst zubereite und stattdessen arbeiten gehe kann ich mich leicht mit einem Jahresvorrat an Birnenkomott eindecken. Ich kann mir also mehr Birnenkompott kaufen wenn ich normal arbeite, obwohl die Birnen auf meinen Baum wachsen und ich sie nicht kaufen müsste. Würde ich meinen eigenen Rohstoff hernehmen würde (die Birnen von meinem Baum und alte Kompottgläser) und mich den ganzen Tag mit pflücken, putzen, schälen und einkochen usw. beschäftigen würde, hätte ich weniger Birnenkompott.

Naja, ist doch ganz klar wirst du dir jetzt denken. Bei der Herstellung von Kompott ist alles automatisiert. Alles verläuft total unkompliziert und es ist so gut wie keine Handarbeit nötig, anders als wenn man die Birnen selbst einkocht.

Photo by Marta Dzedyshko on Pexels.com

Leider nein. Bis ein Baum Früchte trägt dauert es Jahre, bis dahin muss der Baum gehegt und gepflegt werden. Hat der Baum trotz Unwetter und Fraßschädlinge nun ein adäquates Alter erreicht muss das Obst, von der Hand gepflückt werden. Bei der Verarbeitung braucht es ebenfalls viel Handarbeit, auch bei Konserven. Dabei sind ständige Qualitätskontrollen notwendig damit keine schlechte oder verdorbene Ware in den Handel kommt. Nachdem das Kompott also fertig ist wird es verladen und in ein Geschäft gebracht. Dieses Geschäft muss für den Verkauf natürlich den Preis anheben damit die Angestellten bezahlt werden können. So da wären wir. Dieses Kompott steht im Regal und ist trotzdem billiger als mein Hausgemachtes obwohl ich die Rohstoffe selbst bereitstellen konnte (Glas und Birnen). Aber wie geht das?

Es geht nicht. Es kann gar nicht gehen. Es beginnt beim Preis der den Urproduzenten (den Landwirt*innen) gezahlt wird. Die Preise der Urprodukte (in diesem Fall der Birne) werden von den Verarbeitungsbetrieben so niedrig wie möglich gehalten, damit der sie trotz der Verarbeitung nicht zu viele kosten für das Produkt haben. Ansonsten wird das Produkt so teuer, dass der Lebensmitteleinzelhandel einen anderen Verarbeitungsbetrieb aufsucht um dort die Waren für die Geschäfte einzukaufen . Denn der Preis muss vom Verarbeitungsbetrieb so niedrig sein damit der Lebensmitteleinzelhandel noch genug aufschlagen kann um noch einen Gewinn zu machen und für mich als Konsumentin nicht zu teuer zu sein.

Sprich: ich freue mich als Konsumentin über eine Wocheneinkauf der knapp 40€ kostet und dafür habe ich eine Wertschöpfungskette, die mit der gesamten Preislast auf dem Urproduzenten sitzt.

Der Urproduzent in Österreich versorgen seine Tiere und Pflanzen nach den Verordnungen für die sich Tier- und Klimaschützer eingesetzt haben. Und das ist gut so. Die Tiere in Österreich werden somit nach den höchsten Standards versorgt. Leider ist es aber nicht möglich Tiere und Pflanzen nach den höchsten Standards zu versorgen und billiger als jene aus dem Ausland zu produzieren für die diese Regeln nicht gelten. So greifen Konsument*innen, Gastro und Gemeinschaftsküchen immer gerne zum klassischen Schnitzel aus Polen, wo die Auflagen für die Tierhaltung nicht so streng sind.

Urproduzenten sind also dazu verpflichtet, Auflagen zu erfüllen die der Konsument eingefordert hat, ohne das der Konsument bereit ist dafür zu bezahlen. Hm. Auch irgendwie blöd oder?

Wie findest du das? Oder siehst du das anders? Was kann man dafür tun um Lebensmittel auch zu einen gerechten Preis zu kaufen? Schreib es mir in die Kommentare, ich bin gespannt 🙂

Photo by Erik Scheel on Pexels.com
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2 Gedanken zu “Qualität zu keinem Preis

  1. Ich stimme Dir zu, in allen Inhalten. Was mir noch dazu einfällt: unser Wirtschaftssystem ist darauf ausgelegt, dass Nahrungsmittel möglichst billig sind und die Menschen zu Konsumenten werden. Zu Konsumenten von Luxusgütern, die dann wieder die Wirtschaft am Laufen halten.
    Nahrungsmittel sind billig, sie müssen es sein und weil sie billig sein müssen, leidet die Qualität, die Frische… . Diese billigen Lebensmittel werden von Bauern produziert. Du hast es schon erklärt, welcher Druck auf den Bauern lastet. Für die Konsumenten sind billige Lebensmittel, die in Fülle zu haben sind nicht viel wert. Man kann sie kaufen und wegwerfen, ganz nach Belieben. Kostbar ist so ein Lebensmittel nie und nimmer. Wenn ich Freitags zum Hofladen des Biobauern fuhr, und mit vollem Korb heimradelte, hatte ich den Eindruck, dass ich Schätze heimführe. Dasselbe empfinde ich, wenn ich selbst gepflanztes Gemüse und Obst esse und haltbar mache. Niemals käme ich auf die Idee, es zu vernichten oder wegzuwerfen. Dieser Kreislauf, den unser Wirtschaftssystem in Gang gesetzt hat (in den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) pervertiert die Werte des Lebens und fügt uns gemeinsam mit unserem Planeten und Allem was mit uns hier lebt immensen Schaden zu. Bis hin zur Verwüstung.
    Hab einen gute Zeit .

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    1. Danke für deine Gedanken! Ich gehe darum auch gerne auf dem Markt, weil die Lebensmittel durch den sorgfältigen Umgang wieder mehr Wert bekommen 🙂 Ich hoffe wir können im Kleinen anfangen diesen Kreislauf der geringen Wertschätzung für Lebensmitteln zu unterbrechen! Alles Liebe, Mirjam

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